Leber und Gallenwege

Lancet Gastroenterol Hepatol. 2024;9(3):218–28

Validation of the new nomenclature of steatotic liver disease in patients with a history of excessive alcohol intake: An analysis of data from a prospective cohort study

Israelsen M, Torp N, Johansen S, Hansen CD, Hansen ED, Thorhauge K, Hansen JK, Villesen I, Bech K, Wernberg C, Andersen P, Lindvig KP, Tsochatzis EA, Thiele M, Rinella ME, Krag A; GALAXY consortium

Validierung der neuen Nomenklatur der steatotischen Lebererkrankung bei Patient*innen mit übermäßigem Alkoholkonsum in der Vorgeschichte: eine Analyse der Daten einer prospektiven Kohortenstudie

„Steatotische Lebererkrankung“ (steatotic liver disease, SLD) ist ein neuer übergeordneter Begriff, der metabolische Dysfunktion-assoziierte steatotische Lebererkrankung (metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease; MASLD), metabolische Dysfunktion-assoziierte steatotische Lebererkrankung mit erhöhtem Alkoholgebrauch (metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease with increased alcohol intake, MetALD) sowie Alkohol-assoziierte Lebererkrankung (alcohol-associated liver disease, ALD) umfasst. Ziel dieser Studie war es, die prognostische Bedeutung von MASLD, MetALD und ALD als Unterklassen der SLD zu validieren. Zwischen April 2013 und September 2018 wurden prospektiv Patient*innen im Alter von 18 bis 75 Jahren mit aktuellem oder früherem übermäßigem Alkoholkonsum (> 24 g/Tag für Frauen und > 36 g/Tag für Männer) für mindestens 1 Jahr und ohne vorherige Leberdekompensation aus der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik Odense (Dänemark) rekrutiert. Die Teilnehmer*innen wurden bis September 2022 nachbeobachtet. In der vorliegenden Studie wurden diese Patient*innen nach Unterklassen der SLD klassifiziert, gemäß den Nomenklatur-Definitionen als Patient*innen mit MASLD, MetALD oder ALD, je nach metabolischer Komorbidität und selbst gemeldetem durchschnittlichem Alkoholkonsum in den 3 Monaten vor dem Einschluss. Die histologische Bewertung erfolgte durch einen Pathologen / durch eine Pathologin, der/die sich an den klinischen Daten orientierte. Die Prognosen zwischen den Klassen wurden mithilfe von Cox-Regressionsanalysen zur Leberdekompensation und zur Gesamtmortalität als Endpunkte verglichen. Patient*innen, die die Kriterien für eine SLD nicht erfüllten, wurden als Patient*innen ohne SLD eingestuft und dienten als Referenzgruppe. Es wurden 446 Patient*innen mit übermäßigem Alkoholkonsum in der Vorgeschichte in diese Analyse einbezogen (334 [75%] waren Männer und 112 [25%] waren Frauen; medianes Alter 56 Jahre [Standardabweichung 10]). Bei 58 Patient*innen (13%) lag eine Zirrhose vor und 435 Patient*innen (98%) wiesen mindestens 1 kardiometabolischen Risikofaktor auf. 321 Patient*innen (72%) erfüllten die Kriterien für eine SLD und 125 Patient*innen (28%) hatten keine SLD, d. h. keine offensichtliche Lebersteatose und keine signifikante Fibrose (≥ F2). Von den 321 Patient*innen mit SLD wurde bei 6 (2%) aufgrund des Fehlens kardiometabolischer Risikofaktoren eine ALD diagnostiziert. Die übrigen 315 Patient*innen (98%) wiesen mindestens 1 kardiometabolischen Risikofaktor auf. Von diesen Patient*innen hatten 153 (49%) eine MASLD, 76 (24%) eine MetALD und 86 (27%) eine ALD. Während der Nachbeobachtung dekompensierten 67 von 446 Patient*innen (15%) und 97 (22%) starben (mediane Nachbeobachtungszeit 70 Monate [Interquartilenabstand, 53–94]). Patient*innen mit SLD hatten unabhängig von Alter, Geschlecht und Lebersteifigkeit ein signifikant höheres Risiko für Leberdekompensation und Gesamtmortalität als Patient*innen ohne SLD. Das Dekompensationsrisiko stieg schrittweise von MASLD (Hazard-Ratio [HR] = 4,73; 95% Konfidenzintervall [CI]: 1,03–21,6) über MetALD (HR = 7,69; 95% CI: 1,66–35,6) bis hin zu ALD (HR = 10,2; 95% CI: 2,24–46,4). In ähnlicher Weise stieg die Gesamtmortalität von MASLD (HR = 2,30; 95% CI: 1,08–4,90) über MetALD (HR = 2,94; 95% CI: 1,31–6,58) bis hin zu ALD (HR = 3,57; 95% CI: 1,64–7,80), unabhängig von Alter, Geschlecht und Lebersteifigkeit.

Die steatotische Lebererkrankung (SLD) und ihre Unterklassen weisen auf unterschiedliche Prognosen hin. Es muss präzisiert werden, wie der historische Alkoholkonsum in die Nomenklatur und die Risikostratifizierung der SLD integriert werden soll.

Prof. Dr. A. Krag, Department of Gastroenterology and Hepatology, Odense University Hospital, Odense C, Dänemark, E-Mail: aleksander.krag@rsyd.dk

DOI: 10.1016/s2468-1253(23)00443-0

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