Dickdarm bis Rektum
Clin Gastroenterol Hepatol. 2022;20(9):2102–11.e9
Long-term outcome of multidisciplinary versus standard gastroenterologist care for functional gastrointestinal disorders: A randomized trial
Vergleich der Langzeitergebnisse von multidisziplinärer versus gastroenterologischer Standardversorgung bei funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen: eine randomisierte Studie
Funktionelle Magen-Darm-Erkrankungen sind weit verbreitet und kostenintensiv für das Gesundheitssystem. In der Studie „Multidisziplinäre Behandlung funktioneller gastrointestinaler Störungen“ haben die Autor*innen bereits gezeigt, dass die multidisziplinäre Versorgung der Standardversorgung durch einen Gastroenterologen zum Zeitpunkt des Behandlungsendes klinisch überlegen und kosteneffektiver ist. In dieser Studie bewerten die Autor*innen nun die längerfristigen Ergebnisse. In dieser monozentrischen Studie wurden Patient*innen mit, durch die Rom-IV-Kriterien definierten, funktionellen gastrointestinalen Störungen im Verhältnis 1:2 randomisiert und entweder einer rein gastroenterologischen Standardversorgung oder einer multidisziplinären Versorgung durch Gastroenterolog*innen, Ernährungsberater*innen, Darmhypnotherapeut*innen, Psychiater*innen und Biofeedback-Physiotherapeut*innen zugeführt. In dieser Studie wurden die Ergebnisse 12 Monate nach Ende der Behandlung bewertet. Die globale Symptomverbesserung wurde anhand einer 5-Punkte-Likert-Skala bewertet. Symptome, spezifischer Krankheitsstatus, psychologischer Zustand, Lebensqualität und Kosten waren zusätzliche Endpunkte. Es wurde eine modifizierte Intention-to-Treat-Analyse durchgeführt. Von 188 randomisierten Patient*innen wurden 143 (46 Standardversorgung, 97 multidisziplinär) im Rahmen der längerfristigen modifizierten Intention-to-Treat-Analyse untersucht. 62% der Patient*innen in der multidisziplinären Versorgung wurden durch mindestens einen zusätzlichen Spezialisten betreut. 65% (30/46) der Patient*innen mit Standardversorgung gegenüber 76% (74/97) der multidisziplinär behandelten Patient*innen erreichten eine globale Symptomverbesserung 12 Monate nach Ende der Behandlung (p = 0,17). 20% (9/46) gegenüber 37% (36/97) bewerteten ihre Symptome mit „5/5 viel besser“ (p = 0,04). Eine ≥ 50-Punkte-Reduktion im Reizdarmsyndrom-Scoring-System trat bei 38% gegenüber 66% (p = 0,02) der Patient*innen mit Reizdarmsyndrom auf. Angststörungen und Depressionen waren in der Standardversorgung häufiger als in der multidisziplinären Versorgung (12 vs. 10, p = 0,19) und die Lebensqualität war in der Standardversorgung niedriger als in der multidisziplinären Behandlungsgruppe (0,75 vs. 0,77, p = 0,03). Die Kostennutzenanalyse ergab, dass pro zusätzliche 3555 AUD, die in der multidisziplinären Versorgung ausgegeben wurden, ein weiteres qualitätsangepasstes Lebensjahr erreicht wurde.
Die Autor*innen konnten zeigen, dass die integrierte multidisziplinäre klinische Versorgung im Vergleich zur rein gastroenterologischen Versorgung bei funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen 12 Monate nach Abschluss der Behandlung bei geringeren Kosten zu einer Verbesserung der Symptome, des psychischen Zustands und der Lebensqualität führt.