Leber und Gallenwege

J Hepatol. 2022;76(2):294–301

Comparative performance of risk prediction models for hepatitis B-related hepatocellular carcinoma in the United States

Kim HS, Yu X, Kramer J, Thrift AP, Richardson P, Hsu YC, Flores A, El-Serag HB, Kanwal F

Vergleichende Leistung von Risikovorhersagemodellen für das hepatozelluläre Karzinom im Zusammenhang mit Hepatitis B in den Vereinigten Staaten

Leitlinien empfehlen ein Screening auf ein hepatozelluläres Karzinom (HCC) bei Patient*innen mit chronischer Hepatitis-B-Virus (HBV)-Infektion. Es existieren mehrere Modelle, um das HCC-Risiko vorherzusagen und somit die Screening-Strategie festzulegen. Es ist aber unklar, wie diese Modelle im direkten Vergleich gegeneinander abschneiden. Unter Verwendung einer retrospektiven Kohorte von Patient*innen mit HBV, die zwischen dem 1. September 2008 und dem 31. Dezember 2018 in 130 Einrichtungen der Veterans Administration mit Nukleos(t)idanaloga behandelt worden waren, wurden Risiko-Scores aus 10 HCC-Risikovorhersagemodellen (REACH-B, PAGE-B, m-PAGE-B, CU-HCC, HCC-RESCUE, CAMD, APA-B, REAL-B, AASL-HCC, RWS-HCC) berechnet. Die Diskrimination und Kalibrierung der Modelle wurde geschätzt. Die HCC-Inzidenz wurde in Risikokategorien berechnet, die durch die entsprechenden Grenzwerte der jeweiligen Modelle definiert sind. Von 3101 Patient*innen mit HBV (32,2% mit Zirrhose) wurden 47,0% mit Entecavir behandelt, 40,6% mit Tenofovir und 12,4% erhielten beides. Während einer medianen Nachbeobachtungszeit von 4,5 Jahren entwickelten 113 Patient*innen ein HCC mit einer Inzidenz von 0,75/100 Personenjahren. Die Fläche-unter-der-Kurve (area-under-the-curve [AUC])-Werte für das 3-Jahres-HCC-Risiko waren für RWS-HCC, APA-B, REAL-B und AASL-HCC am höchsten (alle > 0,80). Von diesen verwenden 3 (APA-B, RWS-HCC, REAL-B) das Alpha-Fetoprotein. Die AUC-Werte für die anderen Modelle reichten von 0,73 für PAGE-B bis 0,79 für CAMD und HCC-RESCUE. Von den 7 Modellen mit AUC > 0,75 war nur APA-B schlecht kalibriert. Insgesamt wurden 10−20% der Kohorte basierend auf den veröffentlichten Grenzwerten als risikoarm eingestuft. Keine/r der Patient*innen in den durch PAGE-B, m-PAGE-B, AASL-HCC und REAL-B definierten Niedrigrisikogruppen entwickelte während des Studienzeitraums ein HCC.

In dieser nationalen Kohorte von US-amerikanischen Patient*innen mit Hepatitis-B-Virusinfektion schnitten unter antiviraler Behandlung die meisten Modelle bei der Vorhersage des Risikos für ein hepatozelluläres Karzinom (HCC) gut ab. Mehrere Modelle (PAGE-B, m-PAGE-B, CAMD, AASL-HCC, REAL-B) identifizierten eine Gruppe mit niedrigem Risiko, bei der innerhalb von 3 Jahren kein HCC auftrat. Weitere Studien sind notwendig, um zu untersuchen, ob diese Patient*innen von der HCC-Überwachung ausgeschlossen werden können.

F. Kanwal, M.D., Professor of Medicine, Section of Gastroenterology and Hepatology, Baylor College of Medicine, Houston, TX, USA,
E-Mail: kanwal@bcm.edu

DOI: 10.1016/j.jhep.2021.09.009

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