Leber und Gallenwege

Clin Gastroenterol Hepatol. 2023;21(4):978–87.e2

Outcome of Budd-Chiari syndrome patients treated with direct oral anticoagulants: An Austrian multicenter study

Semmler G, Lindorfer A, Schäfer B, Bartl S, Hametner-Schreil S, Gensluckner S, Balcar L, Pomej K, Lampichler K, Trauner M, Aigner E, Datz C, Zoller H, Hofer H, Schöfl R, Mandorfer M, Reiberger T, Scheiner B

Verläufe von Patient*innen mit Budd-Chiari-Syndrom, die mit direkten oralen Antikoagulanzien behandelt wurden: eine österreichische multizentrische Studie

Direkte orale Antikoagulanzien (DOAK) können die Behandlung des Budd-Chiari-Syndroms (BCS) vereinfachen. In dieser Studie wird über Erfahrungen mit der Off-Label-Anwendung von DOAK zur Antikoagulation bei BCS berichtet. Die Sicherheit der Behandlung mit DOAK gegenüber Vitamin-K-Antagonisten sowie die damit verbundenen klinischen Ergebnisse wurden retrospektiv bei 47 BCS-Patient*innen untersucht, die in 6 österreichischen Zentren behandelt wurden. Das Durchschnittsalter bei Studieneinschluss betrug 37,9 ± 14,0 Jahre und der mittlere Model of End-stage Liver Disease (MELD)-Score betrug 13,1 ± 5,1. Insgesamt hatten 63,8% der Patient*innen (n = 30) eine dekompensierte Lebererkrankung und 87,2% (n = 41) zeigten klinische Anzeichen einer portalen Hypertension. Während einer medianen Nachbeobachtungszeit von 82,5 Monaten (Interquartilenabstand [IQR], 43,1–121,8) erhielten 43 Patient*innen (91,5%) eine Antikoagulation allein oder im Anschluss an eine interventionelle Behandlung, darunter 22 Patient*innen (46,8%), die im Median von 24,4 Monaten (IQR, 5,7–35,1) mit DOAK behandelt wurden (Edoxaban: 10, Apixaban: 4, Rivaroxaban: 3, Dabigatran: 3, ≥ 1 DOAK nacheinander: 2). Während 72,7% (n = 16/22) der Patient*innen nach Stabilisierung oder Besserung der Erkrankung von niedermolekularem Heparin (n = 12) oder Vitamin-K-Antagonisten (n = 4) auf DOAK umgestellt wurden, wurden 27,3% (n = 6/22) der BCS-Patient*innen von Beginn an mit DOAK behandelt. Bei 14 von 22 Patient*innen (63,6%) wurde ein vollständiges Ansprechen (Kriterien der European Association for the Study of the Liver) erreicht oder aufrechterhalten, wobei bei 2 Patient*innen ein anhaltendes Ansprechen auftrat. Bei 6 Patient*innen (einschließlich 2 Patient*innen mit hepatozellulärem Karzinom) schritt die Krankheit fort. Vier schwere spontane Blutungen (18,2%; Inzidenzrate 8,8/100 Patientenjahre; Blutungen im oberen Gastrointestinaltrakt [n = 2], Blutungen im unteren Gastrointestinaltrakt [n = 1], Ruptur des hepatozellulären Karzinoms [n = 1]), 7 kleinere Blutungen und 1 große verfahrensbedingte Blutung (4,5%; 2,2/100 Patientenjahre) traten während der DOAK-Therapie auf. Das transplantationsfreie Gesamtüberleben betrug nach 5 Jahren 91,6%.

Direkte orale Antikoagulanzien scheinen für die langfristige Antikoagulation bei Patient*innen mit Budd-Chiari-Syndrom wirksam und sicher zu sein, eine Bestätigung durch größere prospektive Studien ist jedoch erforderlich.

Prof. Dr. T. Reiberger, Division of Gastroenterology and Hepatology, Department of Internal Medicine III, Medical University of Vienna, Wien, Österreich,
E-Mail: thomas.reiberger@meduniwien.ac.at

DOI: 10.1016/j.cgh.2022.04.024

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