Ösophagus bis Dünndarm
Lancet Gastroenterol Hepatol. 2023;8(3):228–41
Second-line levofloxacin-based quadruple therapy versus bismuth-based quadruple therapy for Helicobacter pylori eradication and long-term changes to the gut microbiota and antibiotic resistome: A multicenter, open-label, randomized controlled trial
Zweitlinientherapie zur Eradikation von Helicobacter pylori mit einer Levofloxacin-basierten versus Bismut-haltigen Quadrupeltherapie und deren Einfluss auf die Darmflora: eine multizentrische randomisiert kontrollierte Studie
Quadrupeltherapien mit Levofloxacin bzw. Bismut sind die empfohlenen Zweiltlinientherapien zur Eradikation von Helicobacter pylori nach Versagen einer Clarithromycin-haltigen Therapie. Allerdings haben in den letzten Jahren die Resistenzen gegen Levofloxacin zugenommen. Zudem ist bisher nicht gut verstanden wie sich die H. pylori-Eradikation langfristig auf Resistenzen der intestinalen Darmflora (das sog. Resistom) auswirkt. Im Rahmen dieser Studie sollten die Wirksamkeit der beiden o. g. Zweitlinien-Quadrupeltherapien im Hinblick auf Wirksamkeit, Verträglichkeit sowie kurz- und langfristige Einflüsse auf die intestinale Mikrobiota, das Resistom und metabolische Parameter untersucht werden. Hierfür wurde eine unverblindete, randomisierte, kontrollierte Studie in 8 Zentren in Taiwan durchgeführt. Erwachsene im Alter von ≥ 20 Jahren mit persistierender H. pylori-Infektion nach Clarithromycin-haltiger Erstlinientherapie wurden 1:1 randomisiert und erhielten entweder eine Levofloxacin-haltige sequenzielle Quadrupeltherapie für 14 Tage (EAML14: jeweils zweimal täglich 40 mg Esomeprazol und 1 g Amoxicillin für 7 Tage, gefolgt von 40 mg Esomeprazol, 500 mg Metronidazol und 250 mg Levofloxacin für weitere 7 Tage) oder eine Bismut-haltige Quadrupeltherapie für 10 Tage (BQ10: 40 mg Esomeprazol zweimal täglich, 300 mg Bismut viermal täglich; 500 mg Tetracyclin viermal täglich und 500 mg Metronidazol dreimal täglich). Primärer Endpunkt war die Eradikationsrate, die mittels 13C-Atemtest 6 Wochen nach der Therapie bestimmt wurde. Die Zusammensetzung der intestinalen Mikrobiota und des Antibiotikaresistoms wurden vor Therapiebeginn sowie nach 2, 8 und 52 Wochen mittels Shotgun-Metagenom-Sequenzierung und 16S-rRNA-Sequenzierung bestimmt. Die Häufigkeit von Nebenwirkungen und Veränderungen der Mikrobiota sowie des Antibiotikaresistoms wurde bei allen Patient*innen ausgewertet, von denen Daten verfügbar waren. Zwischen Februar 2015 und Dezember 2020 wurden 560 Patient*innen randomisiert und erhielten EAML14 oder BQ10 (n = 280 pro Gruppe, 53% Frauen; mittleres Alter 55,9 Jahre in der EAML14-Gruppe bzw. 54.9 Jahre in der BQ10-Gruppe). In der Intention-to-Treat-Auswertung erreichten 246 von 280 Patient*innen (88%) mit EAML14 und 245 von 280 Patient*innen mit BQ10 (88%) eine erfolgreiche H. pylori-Eradikation. Die transienten Störungen der intestinalen Mikrobiota nach 2 Wochen normalisierten sich nach 1 Jahr unter beiden Therapien weitgehend wieder hin zum Ausgangswert. Die Erholung der Diversität unter BQ10-Therapie war langsamer und die Keimvielfalt erholte sich nach beiden Therapie nur teilweise. Das gesamte Resistom nahm unter den Therapien nach 2 Wochen signifikant zu und erholte sich nach 8 Wochen wieder. Im Vergleich zur BQ10-Therapie waren die Resistenzraten von E. coli und Klebsiella pneumonia gegenüber Levofloxacin, Ciprofloxacin, Ampicillin (bzw. Ampicillin/Sulbactam) und verschiedenen Cephalosporinen unter EAML14 nach 2 Wochen signifikant erhöht und normalisierte sich nach 8 und 52 Wochen wieder hin zu den Ausgangswerten. Die Häufigkeit von Nebenwirkungen war unter BQ10 signifikant größer als unter EAML14 (211/273 [77%] vs. 134/277 [48%]; p < 0,0001).
Im Rahmen dieser prospektiven Studie zur Zweitlinien-Eradikationstherapie für Helicobacter pylori nach Versagen einer Clarithromycin-haltigen Therapie wiesen Levofloxacin- und Bismut-haltige Quadrupeltherapien eine vergleichbare Wirksamkeit auf. Nach einem passageren Anstieg von Resistenzen und einer Dysbiose der intestinalen Mikrobiota nach 2 Wochen normalisierte sich die Darmflora im Verlauf hin zu den Ausgangswerten.