Leber und Gallenwege
Gut. 2022;71(5):1006–19
Diagnostic accuracy of non-invasive tests for advanced fibrosis in patients with NAFLD: An individual patient data meta-analysis
Diagnostische Genauigkeit nicht-invasiver Tests für fortgeschrittene Fibrose bei Patient*innen mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung: eine individuelle Metaanalyse von Patient*innendaten
Bei vielen Patient*innen mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD) ist immer noch eine Leberbiopsie für das Fib-rose-Staging erforderlich. Die Ziele dieser Studie waren die Bewertung der individuellen diagnostischen Leistungsfähigkeit der Lebersteifigkeitsmessung durch vibrationskontrollierte transiente Elastografie (liver stiffness measurement by vibration con-trolled transient elastrography, LSM-VCTE), des Fibrose-4-Scores (FIB-4) und des NAFLD-Fibrose-Scores (NFS). Zudem sollten diagnostische Strategien abgeleitet werden, die die Notwendigkeit von Leberbiopsien reduzieren könnten. Es wurde eine Me-taanalyse der individuellen Patient*innendaten von Studien zur Bewertung von LSM-VCTE im Vergleich zur Leberhistologie durchgeführt. FIB-4 und NFS wurden nach Möglichkeit berechnet. Sensitivität, Spezifität und Fläche unter der Grenzwertop-timierungskurve (area under the receiver-operating curve, AUROC) wurden berechnet. Biomarker wurden einzeln und in auf-einanderfolgenden Kombinationen bewertet. Es wurden Daten aus 37 Primärstudien eingeschlossen (n = 5735; 45% Frauen; medianes Alter 54 Jahre; medianer Body-Mass-Index 30 kg/m2; 33% mit Typ-2-Diabetes; 30% mit fortgeschrittener Fibrose). AUROCs für LSM-VCTE, FIB-4 und NFS für fortgeschrittene Fibrose waren 0,85, 0,76 und 0,73. Die sequenzielle Kombination von FIB-4-Grenzwerten (< 1,3; ≥ 2,67), gefolgt von LSM-VCTE-Grenzwerten (< 8,0; ≥ 10,0 kPa), um eine fortgeschrittene Fibrose vorherzusagen oder auszuschließen, hatte eine Sensitivität und Spezifität (95% Konfidenzintervall) von 66% (63–68) und 86% (84–87), wobei 33% eine Biopsie zur Feststellung einer endgültigen Diagnose benötigten. FIB-4-Grenzwerte (< 1,3; ≥ 3,48), gefolgt von LSM-Grenzwerten (< 8,0; ≥ 20,0 kPa), um eine fortgeschrittene Fibrose auszuschließen oder eine Zirrhose vor-herzusagen, hatten eine Sensitivität von 38% (37–39) und eine Spezifität von 90% (89–91), wobei 19% eine Biopsie benötigten.
Sequenzielle Kombinationen von Markern mit einem niedrigeren Cut-off zum Ausschluss einer fortgeschrittenen Fibrose und einem höheren Cut-off zur Vorhersage einer Zirrhose können die Notwendigkeit von Leberbiopsien reduzieren.