Leber und Gallenwege

J Hepatol. 2023;78(4):731–41

A critique and systematic review of the clinical utility of hepatitis B core-related antigen

Adraneda C, Tan YC, Yeo EJ, Kew GS, Khakpoor A, Lim SG

Eine kritische und systematische Übersicht zum klinischen Nutzen des Hepatitis-B-core-related-Antigens

Das Hepatitis-B-core-related-Antigen (HBcrAg) ist ein neuer Biomarker für die chronische Hepatitis B (CHB), dessen Leistungsfähigkeit bisher weder kritisch noch systematisch bewertet wurde. In dieser Studie erfolgte eine systematische Überprüfung, um den klinischen Nutzen zu bestimmen. Zunächst wurde die Pathobiochemie von HBcrAg zusammengefasst, dann erfolgte eine systematische Suche in PubMed nach klinischen Studien, Kohortenstudien und Fallkontrollstudien, die den klinischen Nutzen von HBcrAg bewerteten. Die Wirksamkeit von HBcrAg bei der Vorhersage Hepatitis-B-Virus (HBV)-spezifischer klinischer Ereignisse (z. B. Serokonversion des Hepatitis-B-e-Antigens [HBeAg], Phasen der CHB, Verlust des Hepatitis-B-Oberflächenantigens [hepatitis B surface antigen, HBsAg], Therapieansprechen und Relaps nach Beendigung der Therapie) wurde anhand von Grenzwertoptimierungskurven (receiver-operating characteristic curves, ROCs) untersucht. Die Korrelationskoeffizienten von HBcrAg mit HBV-DNA, quantitativem HBsAg (qHBsAg), HBV-RNA und cccDNA wurden aus veröffentlichten Studien zusammengefasst. Als Schätzwerte wurden Medianwerte verwendet. HBcrAg besteht aus 3 Precore/Core-Proteinprodukten: Hepatitis-B-core-Antigen (HBcAg), HBeAg und einem 22-kDa-Precore-Protein. HBcrAg-Assays waren mit falsch-positiven Raten von 9,3% und falsch-negativen Raten von 12–35% für eine CHB assoziiert. Der neue iTACT-HBcrAg-Assay ist sensitiver, reduziert aber nicht die falsch-positive Rate. Bei einer PubMed-Suche wurden 248 Artikel zum HBcrAg gefunden, von denen 59 für die Analyse geeignet waren. Die klinische Leistung von HBcrAg wurde anhand von AUROC (area under ROC)-Analysen bewertet, mit medianen AUROCs von 0,860 für die HBeAg-Serokonversion, 0,867 für die Vorhersage einer HBeAg-negativen Hepatitis, 0,645 für den HBsAg-Verlust, 0,757 für das Ansprechen auf die Therapie und 0,688 für einen Relaps nach Beendigung der Therapie. Der mediane Korrelationskoeffizient (r) betrug 0,630 mit HBV-DNA, 0,414 mit qHBsAg, 0,619 mit HBV-RNA und 0,550 mit cccDNA. Die Korrelation nahm während der antiviralen Therapie ab, aber kombinierte Biomarker verbesserten die Leistung.

Das Hepatitis-B-core-related-Antigen (HBcrAg) hat eine gemischte Leistung und korreliert schlecht mit dem Verlust des Hepatitis-B-Oberflächenantigens und der antiviralen Therapie. Somit sollten HBcrAg-Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden.

Prof. Dr. S.G. Lim, Division of Gastroenterology and Hepatology, National University Hospital, Singapur,
E-Mail: mdclimsg@nus.edu.sg

DOI: 10.1016/j.jhep.2022.12.017

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