Leber und Gallenwege

J Hepatol. 2022;76(1):86–92

Infliximab-induced liver injury: Clinical phenotypes, autoimmunity and the role of corticosteroid treatment

Björnsson HK, Gudbjornsson B, Björnsson ES

Infliximab-induzierte Leberschädigung: klinische Phänotypen, Autoimmunität und die Rolle einer Kortikosteroidbehandlung

Infliximab wurde mit medikamentös-toxischer Leberschädigung (drug-induced liver injury, DILI), insbesondere arzneimittelinduzierter Autoimmunhepatitis (drug-induced autoimmune hepatitis, DIAIH), in Verbindung gebracht. DIAIH wird üblicherweise mit Kortikosteroiden behandelt, es liegen jedoch nur begrenzte Daten zur Wirksamkeit von Kortikosteroiden bei Infliximab-induzierter DILI vor. Patient*innen wurden in die Bewertung aufgenommen, wenn sie zwischen 2009 und 2020 in Island mit Infliximab behandelt worden waren und erhöhte Leberwerte aufwiesen. Andere spezifische Ätiologien von Leberenzymerhöhungen wurden ausgeschlossen. Mit Kortikosteroiden behandelte Patient*innen wurden mit Patient*innen verglichen, die keine Kortikosteroide erhielten. Insgesamt wurden 36 Patient*innen mit Infliximab-induzierter DILI identifiziert: Das mediane Alter betrug 46 (Interquartilenabstand [IQR], 32–54) Jahre und 28 (78%) waren weiblich. Die Art der Leberschädigung war überwiegend hepatozellulär (64%). Mediane Spitzenwerte der Leberenzyme waren: Alaninaminotransferase (ALT) 393 (IQR, 328–695) U/l, Aspartataminotransferase 283 (IQR, 158–564) U/l, alkalische Phosphatase 116 (IQR, 83–205) U/l und Bilirubin 13 (IQR, 10–20) µmol/l. Insgesamt 25 Patient*innen (69%) waren positiv für antinukleäre Antikörper und/oder hatten ein erhöhtes Immunglobulin G. Bei 17 Patient*innen (47%) wurde eine Therapie mit Kortikosteroiden begonnen. Die mediane Zeit vom Beginn der Leberschädigung bis zum maximalen ALT-Wert war bei Patient*innen, die mit Kortikosteroiden behandelt wurden, länger, 22 (IQR, 12–59) versus 0 (IQR, 0–3) Tage (p = 0,001). Die Zeit vom ALT-Spitzenwert bis zur Normalisierung der Leberenzyme betrug 45 Tage in der Kortikosteroidgruppe gegenüber 77 Tagen in der anderen (p = 0,062). Kortikosteroide wurden bei allen Patient*innen ausgeschlichen, ohne dass es während der Nachbeobachtungszeit von 1245 (IQR, 820–2698) Tagen zu Rückfällen kam. Insgesamt erhielten 75% ein weiteres Biologikum, meist Adalimumab, ohne Anzeichen einer Leberschädigung.

Ungefähr die Hälfte der Patient*innen mit Infliximab-induzierter Leberschädigung zeigte eine langsame Verbesserung der Alaninaminotransferase trotz Beendigung der Therapie und wurde mit Kortikosteroiden behandelt. Das Ansprechen auf die Behandlung war gut mit einer sofortigen Verbesserung der erhöhten Leberwerte. Trotz längerer Nachbeobachtungszeit wurde nach Ausschleichen der Kortikosteroide kein Rückfall einer Leberschädigung beobachtet und kein Patient/keine Patientin entwickelte aufgrund eines zweiten Biologikums eine medikamentös-toxische Leberschädigung.

Dr. H.K. Björnsson, Landspitali – The National University Hospital, Reykjavik, Island,
E-Mail: helgi.bjornsson@vgregion.se

DOI: 10.1016/j.jhep.2021.08.024

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