Leber und Gallenwege

Eur J Gastroenterol Hepatol. 2022;34(2):192–9

Procedural bleeding risk, rather than conventional coagulation tests, predicts procedure-related bleeding in cirrhosis

Janko N, Majeed A, Commins I, Kemp W, Roberts SK

Interventionsbedingte Blutungen bei Zirrhose sind eher durch die Blutungsrisikokategorie der Intervention als durch herkömmliche Gerinnungstests vorhersagbar

Trotz begrenzter Evidenz von hoher Qualität werden herkömmliche Gerinnungsparameter verwendet, um die prophylaktische Transfusion von Blutprodukten vor invasiven Eingriffen bei Zirrhosepatient*innen zu steuern. In dieser Studie wurden Gerinnungsparameter sowie der prophylaktische Einsatz von Blutprodukten bei Zirrhosepatient*innen mit invasiven Eingriffen und deren Einfluss auf peri-interventionelle Blutungen beschrieben. Die Kohortenstudie schloss Zirrhosepatient*innen ein, die sich invasiven Eingriffen in einem Überweisungskrankenhaus unterzogen. Die Verfahren wurden in niedriges oder mittelhohes Blutungsrisiko eingeteilt. Prophylaktische Blutkomponenten wurden als frisches gefrorenes Plasma (FFP), Kryopräzipitat oder Thrombozytentransfusion vor Eingriffen definiert. Eine univariate und multivariate logistische Regression wurde durchgeführt, um Faktoren zu identifizieren, die mit eingriffsbedingten Blutungen assoziiert sind. Es wurden 566 Eingriffe bei 233 Zirrhosepatient*innen identifiziert. Vor 16% der Hochrisiko- und 11% der Niedrigrisikoeingriffe wurde ein prophylaktisches Blutprodukt verabreicht (p = 0,18). Acht (8,3%) Hochrisikoeingriffe wurden durch postoperative Blutungen kompliziert, von denen 6 bei Patient*innen ohne signifikante Koagulopathie auftraten. Die Blutungsrate für risikoarme Eingriffe betrug 0,4%. Bei Patient*innen mit internationaler normalisierter Ratio (INR) > 1,5, Thrombozytenzahl < 50 x 109/l oder beidem war die Blutungsrate vergleichbar zwischen denen, die prophylaktische Blutprodukte erhielten, und denen, die keine erhielten (3,1% vs. 1,9%; p = 0,63). Nach Anpassung für Alter, Geschlecht, Thrombozytenzahl, INR, akutem Nierenversagen, Sepsis und MELD-Score (Model for End-stage Liver Disease) war der einzige Faktor, der eine peri-interventionelle Blutung signifikant vorhersagte, die Blutungsrisikokategorie des jeweiligen Eingriffs (p < 0,01).

Interventionsbedingte Blutungen bei Zirrhosepatient*innen können weder durch INR oder Thrombozytenzahl genau vorhergesagt, noch durch Gabe von Blutprodukten unter Berücksichtigung dieser Parameter verhindert werden. Interventionsbedingte Blutungen lassen sich am besten anhand der Blutungsrisikokategorie der jeweiligen Intervention vorhersagen.

Dr. S.K. Roberts, Department of Gastroenterology, The Alfred, Melbourne, VIC, Australien,
E-Mail: s.roberts@alfred.org.au

DOI: 10.1097/meg.0000000000001948

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