Pankreas
Gut. 2022;71(6):1152–60
Long-term yield of pancreatic cancer surveillance in high-risk individuals
Langfristige Ergebnisse eines Pankreaskarzinom-Screenings bei Hochrisikopatient*innen
Im Rahmen dieser Studie sollte die langfristige diagnostische Ausbeute eines Screenings auf Pankreaskarzinome bei Patient*innen mit erblich-bedingtem hohem Tumorrisiko bestimmt werden. Hierfür wurden prospektiv zwischen 2006 und 2019 Patient*innen mit einem vermuteten Lebenszeitrisiko für die Entstehung von duktalen Adenokarzinomen des Pankreas (PDAC, pancreatic ductal adenocarcinoma) von ≥ 10% eingeschlossen. Nach einer obligaten humangenetischen Evaluation und genetischer Untersuchung erhielten die Patient*innen jährliche Vorsorgeuntersuchungen mittels Endosonografie (EUS) bzw. Kernspintomografie (MRT)/kernspintomografischer Cholangiopankreatografie (MRCP). Es wurden 366 Patient*innen einge-schlossen, von denen 201 eine familiäre Prädisposition für Pankreaskarzinome ohne Mutationsnachweis und 165 Mutationen für die Entstehung von PDAC aufwiesen. Das mittlere Alter betrug 54 ± 9,9 Jahre und die Patient*innen wurden im Mittel für 63 ± 43,2 Monate nachverfolgt. Zehn Patient*innen entwickelten ein PDAC. Bei 4 Fällen trat ein symptomatisches Intervallkarzinom auf, 6 Patient*innen erhielten eine Resektion. Die kumulative Inzidenz für die Entstehung eins PDAC betrug 9,3% bei Mutations-trägern bzw. 0% bei Verwandten mit familiärem Risiko ohne Mutationsnachweis (p < 0,001). Das mediane Überleben mit PDAC betrug 18 Monate (Bereich, 1–32 Monate). Eine Operation wurde bei 17 Studienteilnehmer*innen durchgeführt (4,6%). Die Histologie ergab 6 Fälle eines PDAC (davon 3 im Stadium T1N0M0), 7 niedriggradige Vorläuferläsionen, 2 neuroendokrine Tumoren mit einer Größe < 2 cm, 1 Fall mit Autoimmunpankreatitis und 1 Fall ohne spezifische Diagnose. Es bestand keine operationsabhängige Mortalität. Mittels EUS konnten mehr solide, aber weniger zystische Läsionen diagnostiziert werden als mittels MRT/MRCP (100% vs. 22%; p < 0,001 bzw. 42% vs. 83%; p < 0,001).
Die diagnostische Ausbeute eines Pankreaskarzinom-Screenings war bei Patient*innen mit nachgewiesener genetischer Mu-tation und erhöhtem Pankreaskarzinomrisiko hoch, brachte aber bei Patient*innen mit familiärem Risiko ohne Mutation keinen Zusatznutzen. Mittels Endosonografie konnten mehr tumorsuspekte Läsionen diagnostiziert werden, als mittels Kernspinto-mografie (MRT/MRCP). Dennoch unterstreichen diese Ergebnisse die Notwendigkeit für optimierte Vorsorgeuntersuchungen bzw. die Etablierung geeigneter Biomarker.