Ösophagus bis Dünndarm

Lancet Gastroenterol Hepatol. 2022;7(4):318–31

Intensive drug therapy versus standard drug therapy for symptomatic intestinal Crohn’s disease strictures (STRIDENT): An open-label, single-center, randomized controlled trial

Schulberg JD, Wright EK, Holt BA, Hamilton AL, Sutherland TR, Ross AL, Vogrin S, Miller AM, Connell WC, Lust M, Ding NS, Moore GT, Bell SJ, Shelton E, Christensen B, De Cruz P, Rong YJ, Kamm MA

Medikamentöse Behandlung von symptomatischen Strikturen bei Morbus Crohn mittels Tre-at-to-Target- oder Standardtherapie: die STRIDENT-Studie

Strikturen sind die häufigste strukturelle Komplikation bei Morbus Crohn und werden meist mittels Operation oder endoskopischer Ballondilatation behandelt. Die Intensivierung einer medikamentösen Therapie wird zuweilen als kontraindiziert angesehen. In Anbetracht der Tatsache, dass Strikturen häufig aber auch eine inflammatorische Begleitkomponente aufweisen, sollte in dieser Studie die Wertigkeit einer intensivierten medikamentösen Therapie im Vergleich zu einer Standardtherapie zur Behandlung symptomatischer Strikturen bei Patient*innen mit M. Crohn untersucht werden. Hierfür wurde eine monozentrische unverblindete Studie an einem Schwerpunktzentrum für entzündliche Darmerkrankungen in Australien durchgeführt. Patient*innen mit M. Crohn im Alter ≥ 18 Jahre und symptomatischer Striktur mit entzündlicher Komponente, die mittels Endoskopie oder Kern-spintomografie (MRT) nachgewiesen worden war, wurden im Verhältnis 2:1 randomisiert und erhielten entweder eine Hoch-dosistherapie mit Adalimumab (160 mg einmal pro Woche für 4 Wochen, gefolgt von 40 mg alle 2 Wochen) in Kombination mit einer Dosis-optimierten Therapie mit Azathioprin (Anfangsdosis 2,5 mg/kg) oder 6-Mercaptopurin (Anfangsdosis 1,5 mg/kg; Dosisanpassung basierend auf Thiopurin-Metaboliten-Tests) oder eine Standardtherapie mit Adalimumab (160 mg in Woche 0, 80 mg in Woche 2, danach 40 mg alle 2 Wochen). Die Stratifizierung erfolgte unter Berücksichtigung der Tatsache, ob bei Studienbeginn eine Ballondilatation durchgeführt wurde oder ob eine Vorbehandlung mit Biologika vorlag. Zwischen September 2017 und September 2019 wurden 123 Patient*innen gescreent und 77 Patient*innen eingeschlossen (darunter 52 mit intensi-vierter Therapie bzw. 25 mit Standardtherapie). Nach 12 Monaten wurde bei 41 von 52 Patient*innen (79%) unter intensivierter Therapie bzw. 16 von 25 Patient*innen (64%) unter Standardtherapie eine Besserung der obstruktiven Beschwerden beobachtet (Odds-Ratio [OR] = 2,10; 95% Konfidenzintervall [CI]: 0,73–6,01; p = 0,17). Ein Therapieversagen wurde bei 7 Patient*innen (28%) unter intensivierter Therapie bzw. bei 5 Patient*innen (10%) unter Standardtherapie beobachtet (OR = 0,27; 95% CI: 0,08–0,97; p = 0,045). Vier Patient*innen pro Gruppe benötigten eine Operation der Striktur (OR = 0,44; 95% CI: 0,10–1,92; p = 0,27). Eine klinische Remission (definiert als CDAI [Crohn’s Disease Activity Index] < 150 Punkte) wurde bei 36 Patient*innen (69%) unter intensivierter bzw. 15 Patient*innen (60%) unter Standardtherapie beobachtet (OR = 1,50; 95% CI: 0,56–4,05; p = 0,42). Mittels MRT wurde nach 12 Monaten ebenfalls eine Verbesserung der Strikturen (definiert als Besserung des MaRIA [MRI Index of Activity]-Scores um ≥ 25%) beobachtet (31/51 [61%] vs. 7/25 [28%]; OR = 3,99; 95% CI: 1,41–11,26; p = 0,0091). Eine komplette Rückbildung der Striktur wurde mittels MRT bei 10 (20%) bzw. 4 (16%) Patient*innen beobachtet (p = 0,70). Unter beiden Therapien kam es nach 12 Monaten zu einer nicht signifikant unterschiedlichen Abnahme der sonografisch bestimmten Darmwanddicke (22/43 [51%] vs. 7/21 [33%]) bzw. des fäkalen Calprotectins (32 [62%] vs. 11 [44%]) oder der Serumkon-zentrationen des C-reaktiven Proteins (32 [62%] vs. 11 [44%]). Die Nebenwirkungsraten waren in beiden Gruppen vergleichbar.

Bei Patient*innen mit Morbus Crohn und symptomatischen Strikturen führte in einer monozentrischen Studie eine medika-mentöse Therapie mit Adalimumab bei der Mehrheit der Patient*innen zu einer Besserung der klinischen Stenosebeschwerden und der Morphologie der Strikturen. Unter einer intensivierten Treat-to-Target-Therapie wurden numerisch weniger Therapie-versagen, eine Besserung der Striktur-assoziierten Entzündung sowie eine Besserung der Morphologie der Strikturen beobachtet. Diese Endpunkte unterschieden sich allerdings nicht signifikant von den Ergebnissen unter Standardtherapie mit Adalimumab.

Prof. Dr. M.A. Kamm, Department of Gastroenterology, St. Vincent’s Hospital, Fitzroy, Melbourne, VIC, Australien,
E-Mail: mkamm@unimelb.edu.au

DOI: 10.1016/s2468-1253(21)00393-9

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