Leber und Gallenwege

Hepatology. 2023;77(4):1253–62

Multicentered study of patient outcomes after declined for early liver transplantation in severe alcohol-associated hepatitis

Hsu CC, Dodge JL, Weinberg E, Im G, Ko J, Davis W, Rutledge S, Dukewich M, Shoreibah M, Aryan M, Vosooghi A, Lucey M, Rice J, Terrault NA, Lee BP

Multizentrische Studie zu klinischen Verläufen nach Ablehnung einer frühen Lebertransplantation bei schwerer alkoholbedingter Hepatitis

Eine frühzeitige Lebertransplantation bei alkoholbedingter Hepatitis ist teilweise deshalb umstritten, weil sich die Patient*innen erholen können und die Notwendigkeit einer Lebertransplantation dann entfällt. In dieser retrospektiven Studie an 5 ACCELERATE-AH (American Consortium of Early Liver Transplantation for Alcohol-Associated Hepatitis)-Standorten wurden Patient*innen nach dem Zufallsprinzip ausgesucht, die zunächst für eine Lebertransplantation wegen alkoholbedingter Hepatitis evaluiert worden waren, dann aber abgelehnt wurden. Alle Patient*innen hatten einen Model of End-stage Liver Disease (MELD)-Score > 20 und waren < 6 Monate alkoholabstinent. Eine Rekompensation wurde als MELD-Abfall < 15 definiert, ohne dass eine Varizenblutung, ein Aszites oder eine overte hepatische Enzephalopathie (HE) eine Behandlung erforderten. Zur Berechnung der Rekompensationswahrscheinlichkeiten wurde eine mehrstufige lineare Regression mit gemischten Effekten verwendet. Für Mortalitätsanalysen wurde die multivariate Cox-Regression verwendet. Von 145 Patient*innen (61% Männer; mediane Abstinenzzeit 33 Tage [Interquartilenabstand {IQR}, 13–70] und MELD-Na 31 Tage [IQR, 26–36]) wurden 56% aus psychosozialen Gründen abgelehnt. Die Wahrscheinlichkeit eines 30-Tage-, 90-Tage-, 6-Monats- und 1-Jahres-Überlebens betrug 76% (95% Konfidenzintervall [CI]: 68–82%), 59% (95% CI: 50–66%), 49% (95% CI: 40–57%) und 46% (95% CI: 37–55%). Die Wahrscheinlichkeit einer 1-Jahres-Rekompensation war mit 10,0% gering (95% CI: 4,5–15,4%). Bei Patient*innen, die aufgrund einer klinischen Besserung abgelehnt wurden, betrug die 1-Jahres-Wahrscheinlichkeit einer Rekompensation 28,0% (95% CI: 5,7–50,3%). Bei den Überlebenden betrug der mediane MELD-Na-Wert nach 30 Tagen, 90 Tagen und 1 Jahr 29 (IQR, 22–38), 19 (IQR, 14–29) und 11 (IQR, 7–17). Erhöhte MELD-Na-Werte (angepasste Hazard-Ratio [aHR] = 1,13; p < 0,001) und höheres Alter (aHR = 1,03; p < 0,001) waren mit einem frühen Tod (≤ 90 Tage) assoziiert; eine fehlgeschlagene Alkoholrehabilitation in der Vorgeschichte war als einziger Faktor mit einem späten Tod assoziiert (aHR = 1,76; p = 0,02).

Eine Leberrekompensation kommt bei Patient*innen mit schwerer alkoholbedingter Hepatitis, bei denen eine Lebertransplantation abgelehnt wurde, selten vor. Ein höherer MELD-Na-Wert und ein höheres Alter waren mit kurzfristiger Mortalität assoziiert, wohingegen eine fehlgeschlagene Alkoholrehabilitation in der Vorgeschichte als einziger Faktor mit langfristiger Mortalität assoziiert war. Die Unterscheidung zwischen Überleben und Leberrekompensation verdient weitere Aufmerksamkeit.

B.P. Lee, M.D., Assistant Professor of Clinical Medicine, University of Southern California, Los Angeles, CA, USA,
E-Mail: brian.lee@med.usc.edu

DOI: 10.1097/hep.0000000000000267

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