Leber und Gallenwege

J Hepatol. 2022;76(5):1013–20

Non-invasive tests accurately stratify patients with NAFLD based on their risk of liver-related events

Boursier J, Hagström H, Ekstedt M, Moreau C, Bonacci M, Cure S, Ampuero J, Nasr P, Tallab L, Canivet CM, Kechagias S, Sánchez Y, Dincuff E, Lucena A, Roux M, Riou J, Trylesinski A, Romero-Gomez M

Nicht-invasive Tests stratifizieren Patient*innen mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung präzise bezüglich ihrem Risiko für leberbezogene Ereignisse

Bisherige Studien zur prognostischen Aussagekraft von nicht-invasiven Leberfibrosetests bei nicht-alkoholischer Fettleberer-krankung (NAFLD, non-alcoholic fatty liver disease) lassen einen direkten Vergleich zur Leberbiopsie zu. Ziel dieser Studie war es, die prognostische Genauigkeit von Fibrose-4-Score (FIB-4) und vibrationskontrollierter transienter Elastografie (vibrati-on-controlled transient elastography, VCTE) im Vergleich zur Leberbiopsie für die Vorhersage von leberbezogenen Ereignissen (liver-related events, LREs) bei NAFLD zu bewerten. Insgesamt 1057 Patient*innen mit NAFLD, bei denen FIB-4 und VCTE zu Studienbeginn vorlagen, wurden in eine multizentrische Kohorte eingeschlossen. Bei 594 dieser Patient*innen wurde zu Stu-dienbeginn auch eine Leberbiopsie durchgeführt. Der primäre Endpunkt der Studie während der Nachbeobachtung war das Auftreten von LREs, einem kombinierten Endpunkt, der Zirrhosekomplikationen und/oder hepatozelluläres Karzinom beinhaltet. Die Unterscheidungsfähigkeit wurde anhand des Harrell-C-Index bewertet. FIB-4 und VCTE zeigten eine gute Genauigkeit für die Vorhersage von LREs, mit Harrell-C-Indizes > 0,80 (0,817 [0,768–0,866] vs. 0,878 [0,835–0,921], p = 0,059). In der Biop-sie-Untergruppe waren die Harrell-C-Indizes des histologischen Fibrose-Stagings und der VCTE nicht signifikant unterschiedlich (0,932 [0,910–0,955] vs. 0,881 [0,832–0,931], p = 0,164), während beide FIB-4 bei der Vorhersage von LREs signifikant übertrafen. FIB-4 und VCTE waren unabhängige Prädiktoren für LREs in der gesamten Studienkohorte. Der schrittweise FIB-4-VCTE-Algorithmus stratifizierte das LRE-Risiko genau: Im Vergleich zu Patient*innen mit „FIB-4 < 1,30“ hatten Pati-ent*innen mit „FIB-4 ≥ 1,30, dann VCTE < 8,0 kPa“ ein ähnliches LRE-Risiko (angepasste Hazard-Ratio [aHR] = 1,3; 95% Konfidenzintervall [CI]: 0,3–6,8), während das Risikofür LREs bei Patient*innen mit „FIB-4 ≥ 1,30, dann VCTE 8,0–12,0 kPa“ (aHR = 3,8; 95% CI: 1,3–10,9) signifikant anstieg und sogar noch mehr bei Patient*innen mit „FIB-4 ≥ 1,30, dann VCTE > 12,0 kPa“ (aHR = 12,4; 95% CI: 5,1–30,2).

Vibrationskontrollierte transiente Elastografie und Fibrose-4-Score stratifizieren Patient*innen mit nicht-alkoholischer Fettle-bererkrankung basierend auf ihrem Risiko für leberbezogene Ereignisse präzise. Diese nicht-invasiven Tests sind Alternativen zur Leberbiopsie zur Identifizierung von Patient*innen, die eine spezialisierte Behandlung benötigen.

Prof. Dr. J. Boursier, Service d’Hépato-Gastroentérologie, CHU Angers, Angers, Frankreich,
E-Mail: jeboursier@chu-angers.fr

DOI: 10.1016/j.jhep.2021.12.031

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