Leber und Gallenwege

J Hepatol. 2022;76(5):1070–8

Value of liver biopsy in the diagnosis of drug-induced liver injury

Ahmad J, Barnhart HX, Bonacini M, Ghabril M, Hayashi PH, Odin JA, Rockey DC, Rossi S, Serrano J, Tillmann HL, Kleiner DE; Drug-Induced Liver Injury Network

Nutzen einer Leberbiopsie bei der Diagnose von arzneimittelinduzierten Leberschäden

Der Nutzen einer Leberbiopsie bei der Diagnose oder dem Staging einer idiosynkratischen arzneimittelinduzierten Leberschä-digung (DILI, drug-induced liver injury) ist unklar. Ziel dieser Studie war es, mithilfe eines neuartigen Simulationsmodells festzustellen, ob die Leberhistologie die Kausalitätsbewertung bei Verdacht auf DILI beeinflusst. 50 Patient*innen, die in das DILI-Netzwerk (DILIN) aufgenommen wurden und bei denen innerhalb von 60 Tagen nach Beginn eines DILI Leberbiopsien durchgeführt wurden, wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Alle hatten eine standardmäßige DILIN-Konsens-Kausalitätsbewertung unter Verwendung einer 5-Punkte-Skala (1 = sicher, 2 = sehr wahrscheinlich, 3 = wahrscheinlich, 4 = möglich, 5 = unwahrscheinlich), basierend auf Daten von 6 Monaten nach der Schädigung. Drei erfahrene Hepatolog*innen führten unabhängig voneinander eine Kausalitätsbeurteilung anhand redigierter Fallaufzeichnungen durch, wobei die Biopsie und ausgewählte Labordaten nach der Biopsie entfernt wurden. Die 3 Hepatolog*innen überprüften auch die Le-berhistologie mit einem Hepatopathologen/einer Hepatopathologin und wiederholten dann die Kausalitätsbeurteilung für jeden Fall. Unter den 50 Fällen gab es 42 DILI-Fälle mit hoher Kausalität (1, 2 oder 3) und 8 Fälle mit niedriger Kausalität (4 und 5). Die Hepatolog*innen urteilten, dass bei 62% der Patient*innen eine Leberbiopsie indiziert war. Nach histologischer Überprüfung wurde die Biopsie bei 70% der Patient*innen als hilfreich beurteilt. Die histologische Überprüfung veränderte den Kausali-täts-Score bei 68% der Patient*innen, mit einer Zunahme der DILI-Wahrscheinlichkeit bei 48% und einer Abnahme bei 20%. Biopsieergebnisse veränderten die diagnostische Sicherheit bei 38% der Patient*innen von weniger sicher (3 oder 4) zu sehr sicher (1, 2 oder 5).

Leberhistologische Befunde können helfen, die Diagnose einer idiosynkratischen arzneimittelinduzierten Leberschädigung (DILI, drug-induced liver injury) zu klären. Die Histologie scheint besonders hilfreich bei cholestatischen oder zweifelhaften Fällen von DILI (möglich oder wahrscheinlich) zu sein und die Bewertung in Richtung einer größeren oder geringeren Sicherheit einer DILI-Diagnose zu verschieben.

J. Ahmad, M.D., Professor of Medicine, Division of Liver Diseases, Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York, NY, USA,
E-Mail: jawad.ahmad@mountsinai.org

DOI: 10.1016/j.jhep.2021.12.043

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