Leber und Gallenwege

J Hepatol. 2022;76(2):353–63

Prognosis of patients with hepatocellular carcinoma treated with immunotherapy – Development and validation of the CRAFITY score

Scheiner B, Pomej K, Kirstein MM, Hucke F, Finkelmeier F, Waidmann O, Himmelsbach V, Schulze K, von Felden J, Fründt TW, Stadler M, Heinzl H, Shmanko K, Spahn S, Radu P, Siebenhüner AR, Mertens JC, Rahbari NN, Kütting F, Waldschmidt DT, Ebert MP, Teufel A, De Dosso S, Pinato DJ, Pressiani T, Meischl T, Balcar L, Müller C, Mandorfer M, Reiberger T, Trauner M, Personeni N, Rimassa L, Bitzer M, Trojan J, Weinmann A, Wege H, Dufour JF, Peck-Radosavljevic M, Vogel A, Pinter M

Prognose immuntherapeutisch behandelter Patient*innen mit hepatozellulärem Karzinom – Entwicklung und Validierung des CRAFITY-Scores

Die Immuntherapie mit Atezolizumab plus Bevacizumab repräsentiert den neuen Behandlungsstandard in der systemischen Erstlinienbehandlung des hepatozellulären Karzinoms (HCC). Biomarker, die den Behandlungserfolg und das Überleben vorhersagen, stehen jedoch bisher nicht zur Verfügung. Patient*innen mit HCC unter PD-(L)1-basierter Immuntherapie wurden in ein Trainingsset (n = 190; 6 europäische Zentren) und ein Validierungsset (n = 102; 8 europäische Zentren) eingeschlossen. Der prognostische Wert von Ausgangsvariablen auf das Gesamtüberleben wurde mit einem Cox-Modell im Trainingsset untersucht und der leicht anwendbare CRAFITY-Score (CRP und AFP in der Immuntherapie) entwickelt. Der Score wurde in der unabhängigen, externen Kohorte validiert und in einer Kohorte von mit Sorafenib behandelten Patient*innen (n = 204) evaluiert. Alpha-Fetoprotein (AFP) im Serum zu Studienbeginn ≥ 100 ng/ml (Hazard-Ratio [HR] = 1,7; p = 0,007) und C-reaktives Protein (CRP) ≥ 1 mg/dl (HR = 1,7; p = 0,007) wurden als unabhängige prognostische Faktoren in einer multivariablen Analyse identifiziert und verwendet, um den CRAFITY-Score zu entwickeln. Patient*innen, die kein Kriterium erfüllten (0 Punkte; CRAFITY-niedrig), hatten das längste mediane Gesamtüberleben (27,6 Monate; 95% Konfidenzintervall [CI]: 19,5–35,8), gefolgt von Patient*innen, die 1 Kriterium erfüllten (1 Punkt; CRAFITY-intermediär; 11,3 Monate, 95% CI: 8,0–14,6) und Patient*innen, die beide Kriterien erfüllten (2 Punkte; CRAFITY-hoch; 6,4 Monate; 95% CI: 4,8–8,1; p < 0,001). Darüber hinaus war das beste radiologische Ansprechen (komplettes Ansprechen/partielles Ansprechen/stabile Erkrankung/fortschreitende Erkrankung) bei Patient*innen mit niedrigerem CRAFITY-Score signifikant besser (CRAFITY-niedrig: 9%/20%/52%/20% vs. CRAFITY-intermediär: 3%/25%/36%/36% vs. CRAFITY-hoch: 2%/15%/22%/61%; p = 0,003). Diese Ergebnisse wurden im unabhängigen Validierungsset und in verschiedenen Untergruppen bestätigt, darunter Child-Pugh A und B, Leistungsstatus 0 und ≥ 1 sowie Erstlinien- und spätere Linien. In der Sorafenib-Kohorte war CRAFITY mit dem Überleben, aber nicht mit dem radiologischen Ansprechen assoziiert.

Der neu entwickelte CRAFITY-Score, zusammengesetzt aus C-reaktivem Protein und Alpha-Fetoprotein ist mit dem Überleben und dem radiologischen Ansprechen bei Patient*innen assoziiert, die eine PD-(L)1-Immuntherapie bei hepatozellulärem Karzinom erhalten. Der Score kann bei der Patient*innenberatung hilfreich sein, bedarf jedoch einer prospektiven Validierung.

PD Dr. M. Pinter, Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsklinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich,
E-Mail: matthias.pinter@meduniwien.ac.at

DOI: 10.1016/j.jhep.2021.09.035

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