Leber und Gallenwege

J Hepatol. 2022;76(1):46–52

Risk of transfusion-transmitted hepatitis E virus infection from pool-tested platelets and plasma

Cordes AK, Goudeva L, Lütgehetmann M, Wenzel JJ, Behrendt P, Wedemeyer H, Heim A

Risiko einer durch Transfusion übertragenen Hepatitis-E-Virusinfektion durch im Pool getestete(s) Thrombozyten und Plasma

Immungeschwächte Patient*innen sind gefährdet, an einer chronischen Hepatitis E zu erkranken, die durch Bluttransfusionen übertragen werden kann. Derzeit ist in Deutschland ein Screening von Blutspender*innen auf Hepatitis-E-Virus (HEV)-RNA mit einer Nachweisgrenze (limit of detection, LOD) von 2000 IU/ml vorgeschrieben. Dies kann jedoch je nach Plasmavolumen zu bis zu 440.000 IU HEV-RNA in Blutprodukten führen. In der aktuellen Studie wurde das Restrisiko einer durch Transfusion übertragenen HEV-Infektion untersucht, wenn eine LOD von 2000 IU/ml angewendet wird. Hierzu wurde ein hochsensitiver individueller Spender*innentest auf HEV-RNA auf dem Grifols Procleix Panther-System (LOD 7,89 IU/ml) durchgeführt. HEV-Viruslasten wurden durch Echtzeit-PCR quantifiziert. Von 16.236 Blutspender*innen waren 31 (0,19%) HEV-RNA-positiv. 3 Blutspender*innen hatten Viruslasten zwischen 710 und 2000 IU/ml, was bei jeder Art von Blutprodukt ein erhebliches Risiko für eine HEV-Infektion darstellt. 8 Blutspender*innen hatten Viruslasten von > 32 bis 710 IU/ml, die aufgrund ihres höheren Plasmavolumens im Vergleich zu Erythrozytenkonzentraten ein Risiko für eine HEV-Infektion bei Thrombozyten- oder Plasmatransfusionen darstellen. 8 dieser 11 potenziell infektiösen Blutspender*innen waren seronegativ für HEV, was auf eine kürzlich erfolgte Infektion hinweist. Nur 8 von 31 Spender*innen hatten Viruslasten > 2000 IU/ml, die auch durch das vorgeschriebene Screeningverfahren nachgewiesen worden wären, und 12 hatten sehr niedrige HEV-Lasten (< 32 IU/ml).

Das Screening von Blutspender*innen mit einer Nachweisgrenze (limit of detection, LOD) von 2000 IU/ml (aktuelle Mindestanforderung in Deutschland) reduzierte das Risiko einer durch Transfusion übertragenen Hepatitis-E-Virusinfektion um etwa 73% bei Erythrozytenkonzentraten, aber nur um 42% bei Thrombozyten- und Frischplasmatransfusionen. Ein Einzelspender-Screening (LOD < 32 IU/ml) sollte zu einer nahezu 100%igen Risikoreduktion führen.

PD Dr. A. Heim, Institut für Virologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover,
E-Mail: heim.albert@mh-hannover.de

DOI: 10.1016/j.jhep.2021.08.018

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