Leber und Gallenwege

Hepatology. 2022;75(6):1420–8

Effect of diabetes medications and glycemic control on risk of hepatocellular cancer in patients with non-alcoholic fatty liver disease

Kramer JR, Natarajan Y, Dai J, Yu X, Li L, El-Serag HB, Kanwal F

Wirkung von Antidiabetika und Blutzuckerkontrolle auf das Risiko für ein hepatozelluläres Karzinom bei Patient*innen mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung

Unter Patient*innen mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD) haben diejenigen mit Typ-2-Diabetes mellitus (DM) ein hohes Risiko für eine Progression zu einem hepatozellulären Karzinom (HCC). Die Determinanten des HCC-Risikos bei diesen Patient*innen bleiben jedoch unklar. In dieser Studie wurde eine retrospektive Kohorte von Patient*innen mit diagnostizierter NAFLD und DM in 130 Einrichtungen der Veterans Administration zwischen Januar 2004 und Dezember 2008 zusammengestellt. Die Patient*innen wurden von der Diagnosestellung der NAFLD bis zum HCC, Tod oder Dezember 2018 nachverfolgt. Es wurde ein wegweisendes Cox-proportionales Hazard-Modell genutzt, um die Auswirkungen von Antidiabetika (Metformin, Insulin, Sulfonylharnstoffe) und Blutzuckerkontrolle (Prozent der Beobachtungszeit mit Hämoglobin A1c [HbA1c] < 7%) auf das HCC-Risiko zu bestimmen; dabei wurde für demografische sowie weitere metabolische Merkmale (Hypertonie, Fettleibigkeit, Dyslipidämie) angepasst. Es wurden 85.963 Patient*innen mit NAFLD und DM identifiziert. Insgesamt entwickelten 524 Pa-tient*innen während einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 10,3 Jahren ein HCC. Die häufigsten Diabetestherapien waren Metformin-Monotherapie (19,7%), Metformin-Sulfonylharnstoffe (19,6%), Insulin (9,3%) und Sulfonylharn-stoff-Monotherapie (13,6%). Verglichen mit keiner Medikation war Metformin mit einem um 20% geringeren HCC-Risiko as-soziiert (Hazard Ratio [HR] = 0,80; 95% Konfidenzintervall [CI]: 0,93–0,98). Insulin hatte keinen Einfluss auf das HCC-Risiko (HR = 1,02; 95% CI: 0,85–1,22; p = 0,85). Insulin in Kombination mit anderen oralen Medikamenten war mit einem 1,6- bis 1,7-fach höheren HCC-Risiko verbunden. Eine angemessene Blutzuckerkontrolle war mit einem um 31% geringeren HCC-Risiko verbunden (HR = 0,69; 95% CI: 0,62–0,78).

In dieser großen Kohorte von Patient*innen mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD) und Typ-2-Diabetes mellitus war Metformin mit einem reduzierten Risiko für ein hepatozelluläres Karzinom (HCC) verbunden, während eine Kombinati-onstherapie aus Insulin und anderen oralen Antidiabetika mit einem erhöhten Risiko verbunden war. Die Blutzuckerkontrolle kann als Biomarker für die HCC-Risikostratifizierung bei Patient*innen mit NAFLD und Diabetes dienen.

J.R. Kramer, M.D., Associate Professor, Center of Innovations in Quality, Effectiveness and Safety (IQuESt), Michael E. DeBakey VA Medical Center, Houston, TX, USA,
E-Mail: jkramer@bcm.edu

DOI: 10.1002/hep.32244

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