Leber und Gallenwege

Gut. 2022;71(2):402–14

Two-dimensional shear-wave elastography predicts survival in advanced chronic liver disease

Trebicka J, Gu W, de Ledinghen V, Aubé C, Krag A, Praktiknjo M, Castera L, Dumortier J, Bauer DJM, Friedrich-Rust M, Pol S, Grgurevic I, Zheng R, Francque S, Gottfriedovà H, Mustapic S, Sporea I, Berzigotti A, Uschner FE, Simbrunner B, Ronot M, Cassinotto C, Kjaergaard M, Andrade F, Schulz M, Semmler G, Tjesic Drinkovic I, Chang J, Brol MJ, Rautou PE, Vanwolleghem T, Strassburg CP, Boursier J, Ferstl PG, Rasmussen DN, Reiberger T, Vilgrain V, Guibal A, Guillaud O, Zeuzem S, Vassord C, Lu X, Vonghia L, Senkerikova R, Popescu A, Margini C, Wang W, Thiele M, Jansen C

Zweidimensionale Scherwellen-Elastografie sagt das Überleben bei fortgeschrittener chronischer Lebererkrankung voraus

Die Lebersteifigkeitsmessung (LSM) ist ein Werkzeug, das verwendet wird, um nach signifikanter Fibrose und portaler Hypertonie zu suchen. Das Ziel dieser retrospektiven multizentrischen Studie war die Entwicklung eines einfachen Instruments zur Vorhersage des klinischen Verlaufs bei Patient*innen mit fortgeschrittener chronischer Lebererkrankung (advanced chronic liver disease, ACLD) unter Verwendung der LSM. Die internationale multizentrische Kohortenstudie umfasste eine abgeleitete ACLD-Patient*innenkohorte mit validen Ergebnissen der zweidimensionalen Scherwellen-Elastografie (2D-SWE). Klinische und Laborparameter zu Studienbeginn und während der Nachbeobachtung wurden aufgezeichnet. Eine LSM durch transiente Elastografie (TE) wurde, falls verfügbar, ebenfalls aufgezeichnet. Der primäre Endpunkt war die Gesamtsterblichkeit. Sekundärer Endpunkt war die Entwicklung einer ersten/weiteren Dekompensation. Nach dem Screening von 2148 Patient*innen (16 Zentren) wurden 1827 Patient*innen (55 Jahre, 62,4% Männer) in die 2D-SWE-Kohorte aufgenommen, mit einer medianen Leber-SWE (L-SWE) von 11,8 kPa und einem MELD-Score (Model for End-stage Liver Disease) von 8. Die Kombination aus MELD-Score und L-SWE sagte die Mortalität unabhängig voraus (Fläche unter der Kurve [AUC], 0,8). Ein L-SWE-Grenzwert bei ≥ 20 kPa in Kombination mit einem MELD-Score ≥ 10 könnte das Risiko für Mortalität und eine erste/weitere Dekompensation bei ACLD-Patient*innen stratifizieren. Die 2-Jahres-Mortalitäts- und Dekompensationsraten betrugen 36,9% bzw. 61,8% bei den 305 (18,3%) Hochrisikopatient*innen (mit L-SWE ≥ 20 kPa und MELD ≥ 10), während diese bei den 944 (56,6%) Patient*innen mit niedrigem Risiko 1,1% bzw. 3,5% betrugen. Wichtig ist, dass dieser M10LS20-Algorithmus durch TE-basierte LSM und in einer zusätzlichen Kohorte von 119 Patient*innen mit gültiger Point-Shear-SWE-LSM validiert wurde.

Der „M10LS20“-Algorithmus ermöglicht eine Risikostratifizierung von Patient*innen mit fortgeschrittener chronischer Lebererkrankung. Patient*innen mit Leber-Scherwellen-Elastografie ≥ 20 kPa und MELD-Score ≥ 10 sollten engmaschig überwacht und intensiviert behandelt werden, während Patient*innen mit geringem Risiko in längeren Intervallen überwacht werden können.

Prof. Dr. Dr. J. Trebicka, Translationale Hepatologie, Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main,
E-Mail: jonel.trebicka@kgu.de

DOI: 10.1136/gutjnl-2020-323419

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